Text von Christof Then

Clausnitz
5. Aug. 2018

Stumm Vor Zorn und  Trauer,

angesichts der 100 Einwohner von Clausnitz,

angesichts eines  Polizeipräsidenten,

der Opfer und Täter auf eine Stufe stellt

angesichts  eines Inneministers,

der seine schützende Hand über Menschen hält,

die Opfer und Täter auf eine Stufe stellen

 

Was in ihnen ist es, das sie

So gefühllos, kalt, gnadenlos sein lässt,

als ob sie nicht  sehen ,

 

dass sie es sein könnten

die in dem Bus sitzen,

mit der Aufschrift  .ERLEBNISBUS“

 

dass sie es sein könnten,

die sich auf den Weg machten,  um zu überleben

mit der Hoffnung das Entsetzen zu überwinden,

die von Bomben zerfetzten Leiber

ihrer Liebsten zurücklassend,

im Jemen,  Aleppo, oder Südsudan, oder..

 

Was ist es, das die 100 Einwohner von Clausnitz

Vergessen läßt, was sie wissen ?

25 Jahre nach der Deutschen Einheit

Von allen guten Geistern verlassen

Der letzte Zug
5. Aug. 2018

der letzte zug
In der ferne ein pfeifen
sein warnsignal

auf der flucht
verängstigt am strassenrand

An den lichtern der vorbeirasenden autos vorbei
immer weiter

Vergessen

 

Boote auf dem Meer
05. Aug. 2018

Ertrinkende, Hilfeschreie.

Zu spät.

Das Leben geht weiter.

Der Schrecken der Welt: Nicht hier.

Hier ist alles wie immer

Was draußen  geschieht, jenseits unser selbsterrichteten Grenze,

darf nicht nicht nach innen

 

Was wir nicht sehen wollen stoßen wir von uns,

weil es ein Bild von unserer Welt zeigt,

das wir nicht sehen wollen,

ein Bild  voller Schrecken und Aufruhr.

 

Je weniger wir es sehen wollen,

umso heftiger greift es nach uns.

Je weniger wir das tun, was nötig wäre

umso  stärker schlägt es zurück.

 

Kurz nur
05. August 2018

Rufe in die Dunkelheit der Nacht
Ein Blitz am Himmel
Eine Krähe die sich zu Wort meldet
Ihre Schwingen öffnet
Und sich dem Mond zuwendet

Ein Motorengeräusch in der Ferne
Ein Flugzeug irgendwohin
In die Welt

Ein Licht das aufscheint
Auf diesen einen Jungen
der ans Ufer getrieben wurde
Tot, aus dem Land des Todes geflohen

für einen Moment hat er alles angehalten
und es schien als könnten wir doch
das Menschliche in uns stark werden lassen

die Stimmung war plötzlich da,
die Bilder des Schreckens sehen zu wollen
kurz nur, aber sie waren da,
die Bilder, die wir heute
teilnahmslos an uns vorbei ziehen lassen