Flucht in den Westen
Es war Anfang Juni 1950. Die Eltern saßen in den Korbsesseln auf der Veranda. Die Nachmittagssonne trieb ihr Licht– und – Schattenspiel, tanzte auf dem Linoleum – Fußboden, vergoldete und verdunkelte die Gesichter meiner Eltern. Ich gab vor zu ...
Schreie
„Ich habe die Schreie wieder gehört“, klagte meine neunzigjährige verwirrte Tante, während ich ihr beim Anziehen half. Seit vielen Tagen empfängt sie mich jeden Morgen mit dem gleichen Satz, registrierte ich gleichgültig. „Du hast nur geträumt, hie...
Der Franzose
Unter unserer Veranda lag ein niedriges langgezogenes Gewölbe ohne Fenster und nur knapp zwei Meter hoch. Gerümpel und Gartengeräte waren in dem Unterstand gelagert. In der alten Holztüre steckte außen ein rostiger Schlüssel, doch es war nie abgeschlosse...
Clausnitz
Stumm Vor Zorn und Trauer, angesichts der 100 Einwohner von Clausnitz, angesichts eines Polizeipräsidenten, der Opfer und Täter auf eine Stufe stellt angesichts eines Inneministers, der seine schützende Hand über Menschen hält, die Opfer und ...
Der letzte Zug
der letzte zug In der ferne ein pfeifen sein warnsignal auf der flucht verängstigt am strassenrand An den lichtern der vorbeirasenden autos vorbei immer weiter Vergessen
Boote auf dem Meer
Ertrinkende, Hilfeschreie. Zu spät. Das Leben geht weiter. Der Schrecken der Welt: Nicht hier. Hier ist alles wie immer Was draußen geschieht, jenseits unser selbsterrichteten Grenze, darf nicht nicht nach innen Was wir nicht sehen wollen stoßen wi...
Kurz nur
Rufe in die Dunkelheit der Nacht Ein Blitz am Himmel Eine Krähe die sich zu Wort meldet Ihre Schwingen öffnet Und sich dem Mond zuwendet Ein Motorengeräusch in der Ferne Ein Flugzeug irgendwohin In die Welt Ein Licht das aufscheint Auf diesen einen Jungen d...
KORSETT
Den Unterdrückten und Verfolgten überall auf der Welt gewidmet Wunder bare Welt, die sich öffnet Alle Ängste, alles was einst gewesen war, dich aufgehalten hat, wird bedeutungslos, wenn du diesen Weg zurückgehst, vertraut-beklemmende Muster verlässt und ...