*1*
Das weiße Kaninchen springt aus der Wand vor unseren Füßen, durchquert unsere Schatten
und ruft im Vorbeigehen: „ Beachtet die Zeit, die Uhren täuschen, manchmal laufen sie auch rückwärts.“
Träume blättern von den Wänden ab und stülpen sich von Innen nach Außen.
Das Kind mit der Glasmurmel folgt dem weißen Kaninchen still, die Augen ganz gebannt,
verfolgt es jede Bewegung.
Es murmelt um uns herum, es wächst, es grünt, Gesprächsfetzen fliegen vorbei.
„Nutze den öffentlichen Raum,teile den Traum.
Wir machen die Mauern durch-Gängig. Tritt ein!
Das neue Leben aus einem Keim.
In jedem Augenblick ist entstehen und vergehen.
Hole das Grün in die Städte zurück.
Lass uns den Raum mitgestalten.“
Die Straßen sind Wege hindurch.
Meine Füße liebkosen den Boden, und auch er erzählt eine Geschichte.
Ich durchwandele die Orte, wandele mich dabei.
Mache meine Gedanken frei.
Bin Träumerin, füge Bilder dazu,
bin ohne Alter und ohne Geschlecht, ich spreche in Farben und Formen.
Der Vogel entweicht dem Käfig der Tage,
auch die Gitter Stäbe waren nur geträumt.
Ich nehme den Faden wieder auf der mich verbindet, das Kaninchen zeigt mir den Weg.
*2*
Eine Weile bin ich nun schon in der Stadt unterwegs und begegnete gestern dem kleinen Jungen,
der hier durch die Schatten streift, und manchmal sich wagt heraus zu treten.
Seine Augen sind leer, er hat zu viel gesehen, zu viele Tode ist er schon gestorben.
Sein Körper ist hier, seine Seele sie streift umher.
Manchmal besucht sie das Pferd auf dem Dach, betrachtet mit ihm die Stadt von oben,
oder macht einen Ritt zu den Schaumkronen.
Im Durchgang, hinter dem Tor, lebt eine Frau unter dem Blätterdach,
ihr Name ist Freudenreich. Ihre Hände sind grün und heilsam, aus ihren Fingern lässt der Frühling Blätter treiben und neue Wege entstehen. Sie teilt sie mit den Kindern,
die ihr zuhause verloren haben.
Sie pflanzt ihnen Hoffnung in ihre Herzen und Kleine Samen von Liebe und Mut.
„ Schau hin“ ruft es eindringlich von den Wänden, ! Geh nicht weiter.
Sei leise und lausche.
Da ist so viel mehr, da ist soo viel mehr möglich, so viele Inseln im Strom der Zeit.
Mach dich für deine Träume frei, teile sie mit, wage den Ritt, ich schwöre dir , du willst nie mehr zurück.
Es wispert von den Bäumen, die freundlich und weise die Plätze umsäumen:
„Die Mauern werden vergehen. Sie Haben weder Wurzeln noch Kronen, und die Zeit der Trennung
ist kurz, sie wird nicht überstehen“.
Da ist es wieder, das weiße Kaninchen, es hastet und rast durch die Stadt.
Wer hat ihm nur die Zeit gestohlen?
Es sieht sie nicht, die sprechenden Bilder, und obwohl die Ohren so groß sind, hört es nur immer
die eigenen Gedanken: „ Keine Zeit, keine Zeit!“
*3*
„Langsam reicht es!“ ruft da eine zornige Stimme, die Wut sitzt tief, und will endlich hinaus.
Zu viele Fenster sind trüb in diesem Haus!
Es wird Zeit aufzuräumen, und alle Lügen fliegen endlich heraus!
Was dich manipuliert, was dich tyrannisiert, was dich klein macht und groß,
versetz ihm einen Stoß!“
Es spricht die Stimme des kleinen Jungen.
„Wir werden die Zeit überdauern, wir werden noch manchmal trauern,
doch dann wird auch das vergehn.
Wir werden an friedlichen Orten sein und unter den Bäumen sitzen,
die Frische genießen und trinken, dabei tief in uns versinken.
Die Tiere schmiegen sich sanft in die Schatten, als wären sie ein Teil von uns…
wir werden ihnen lauschen, und wir werden verstehn, und tief mit unseren Herzen sehn.
Und die Welt wird uns gehören.
Wir werden neue Spiele erfinden, das Geld wird darin keine Rolle mehr spielen, und die Herrschenden werden wir verjagen, oder sie einladen zu unserem Spiel,
und einem neuen Ziel.
Nicht besser, nicht höher, nicht mehr.
Nicht kleiner, nicht schlechter, nicht weniger!
Die Sprache verwandelt das Denken, und sie wird uns reichlich beschenken,
mach dich auf, ganz weit, bald kommt eine andere Zeit!“
Der Junge lehnt sich zurück in das Grün, er hat Zeit, und das weiße Kaninchen bleibt endlich stehn.
Es dreht sich um zu uns, schaut uns alle an.
Jetzt sind wir dran.
Copyright Schreibwerkstatt Ettlingen, Ilona Pfaff
Das weiße Kaninchen springt aus der Wand vor unseren Füßen, durchquert unsere Schatten
und ruft im Vorbeigehen: „ Beachtet die Zeit, die Uhren täuschen, manchmal laufen sie auch rückwärts.“
Träume blättern von den Wänden ab und stülpen sich von Innen nach Außen.
Das Kind mit der Glasmurmel folgt dem weißen Kaninchen still, die Augen ganz gebannt,
verfolgt es jede Bewegung.
Es murmelt um uns herum, es wächst, es grünt, Gesprächsfetzen fliegen vorbei.
„Nutze den öffentlichen Raum,teile den Traum.
Wir machen die Mauern durch-Gängig. Tritt ein!
Das neue Leben aus einem Keim.
In jedem Augenblick ist entstehen und vergehen.
Hole das Grün in die Städte zurück.
Lass uns den Raum mitgestalten.“
Die Straßen sind Wege hindurch.
Meine Füße liebkosen den Boden, und auch er erzählt eine Geschichte.
Ich durchwandele die Orte, wandele mich dabei.
Mache meine Gedanken frei.
Bin Träumerin, füge Bilder dazu,
bin ohne Alter und ohne Geschlecht, ich spreche in Farben und Formen.
Der Vogel entweicht dem Käfig der Tage,
auch die Gitter Stäbe waren nur geträumt.
Ich nehme den Faden wieder auf der mich verbindet, das Kaninchen zeigt mir den Weg.
*2*
Eine Weile bin ich nun schon in der Stadt unterwegs und begegnete gestern dem kleinen Jungen,
der hier durch die Schatten streift, und manchmal sich wagt heraus zu treten.
Seine Augen sind leer, er hat zu viel gesehen, zu viele Tode ist er schon gestorben.
Sein Körper ist hier, seine Seele sie streift umher.
Manchmal besucht sie das Pferd auf dem Dach, betrachtet mit ihm die Stadt von oben,
oder macht einen Ritt zu den Schaumkronen.
Im Durchgang, hinter dem Tor, lebt eine Frau unter dem Blätterdach,
ihr Name ist Freudenreich. Ihre Hände sind grün und heilsam, aus ihren Fingern lässt der Frühling Blätter treiben und neue Wege entstehen. Sie teilt sie mit den Kindern,
die ihr zuhause verloren haben.
Sie pflanzt ihnen Hoffnung in ihre Herzen und Kleine Samen von Liebe und Mut.
„ Schau hin“ ruft es eindringlich von den Wänden, ! Geh nicht weiter.
Sei leise und lausche.
Da ist so viel mehr, da ist soo viel mehr möglich, so viele Inseln im Strom der Zeit.
Mach dich für deine Träume frei, teile sie mit, wage den Ritt, ich schwöre dir , du willst nie mehr zurück.
Es wispert von den Bäumen, die freundlich und weise die Plätze umsäumen:
„Die Mauern werden vergehen. Sie Haben weder Wurzeln noch Kronen, und die Zeit der Trennung
ist kurz, sie wird nicht überstehen“.
Da ist es wieder, das weiße Kaninchen, es hastet und rast durch die Stadt.
Wer hat ihm nur die Zeit gestohlen?
Es sieht sie nicht, die sprechenden Bilder, und obwohl die Ohren so groß sind, hört es nur immer
die eigenen Gedanken: „ Keine Zeit, keine Zeit!“
*3*
„Langsam reicht es!“ ruft da eine zornige Stimme, die Wut sitzt tief, und will endlich hinaus.
Zu viele Fenster sind trüb in diesem Haus!
Es wird Zeit aufzuräumen, und alle Lügen fliegen endlich heraus!
Was dich manipuliert, was dich tyrannisiert, was dich klein macht und groß,
versetz ihm einen Stoß!“
Es spricht die Stimme des kleinen Jungen.
„Wir werden die Zeit überdauern, wir werden noch manchmal trauern,
doch dann wird auch das vergehn.
Wir werden an friedlichen Orten sein und unter den Bäumen sitzen,
die Frische genießen und trinken, dabei tief in uns versinken.
Die Tiere schmiegen sich sanft in die Schatten, als wären sie ein Teil von uns…
wir werden ihnen lauschen, und wir werden verstehn, und tief mit unseren Herzen sehn.
Und die Welt wird uns gehören.
Wir werden neue Spiele erfinden, das Geld wird darin keine Rolle mehr spielen, und die Herrschenden werden wir verjagen, oder sie einladen zu unserem Spiel,
und einem neuen Ziel.
Nicht besser, nicht höher, nicht mehr.
Nicht kleiner, nicht schlechter, nicht weniger!
Die Sprache verwandelt das Denken, und sie wird uns reichlich beschenken,
mach dich auf, ganz weit, bald kommt eine andere Zeit!“
Der Junge lehnt sich zurück in das Grün, er hat Zeit, und das weiße Kaninchen bleibt endlich stehn.
Es dreht sich um zu uns, schaut uns alle an.
Jetzt sind wir dran.
Copyright Schreibwerkstatt Ettlingen, Ilona Pfaff