Dialog zum Text „Die Bücherverbrennung“ von Bertolt Brecht.
(Erich Kästner und Bertolt Brecht kommen ins Gespräch)
„Wie kamen wir auf die Liste?“ fragt Erich Kästner Bertolt Brecht.
„Keine Ahnung, wer das fest gelegt hat…“ erwidert dieser.
„Es kommt mir ohnehin willkürlich vor. Hast du meinen Text dazu gelesen?
Wie kommt es zum Beispiel, dass Thomas Mann, als einer der großen Literaten unserer Zeit, nicht verbrannt wird. Sein Bruder Heinrich und sein Sohn Klaus schon?“
„Ich habe keine Antwort darauf“ meint Erich Kästner.
„Genauso wie ich keine Antwort darauf habe, wer die grölende Menge bezahlt hat. Wer hat die bezahlt, die die Bücher zum Feuer getragen haben?
Du beschreibst sie in deinem Text als OCHSEN, die den KARREN zum SCHEITERHAUFEN ziehen.
Archaische Bilder, die ans Mittelalter erinnern.“
„Ja, es hat etwas von Scheiterhaufen“ meint Bertolt Brecht.
„Hexenverbrennung. Gleichschaltung. Das Fremde oder Andere ist bedrohlich, muss verbrannt werden…“
„Aber weshalb die Literatur? Weshalb nicht gleich die Menschen?“ denkt Erich Kästner laut.
„Vielleicht ist es eine Vorstufe dazu?“ erwidert Bertolt Brecht.
„Die Zeiten sind düster, die auf uns zukommen. Wirst du in Deutschland bleiben?“ fragt Bertolt Brecht sein Gegenüber.
„Ich denke schon,“ meint Erich Kästner „es hilft ja nichts, wenn alle fliehen. Außerdem habe ich meine Mutter, um die ich mich kümmern muss. Sie sorgt sich um mich.“
„Also, was machen wir nun mit denen, die nicht auf der Liste stehen?“ fragt Bertolt Brecht.
„Ermutigen weiterzuschreiben!
Solange es Bücher noch gibt!
Worte lassen sich ohnehin nicht verbrennen.
Sie leben in den Menschen weiter.
Insofern habe ich Hoffnung.“
Erich Kästner lupft seinen Hut und verabschiedet sich.