Navigationsgeräte
Ich fahre zu meinen Eltern in die Provinz. Gleiche Strecke, wie ich sie seit fünfundzwanzig Jahren fahre. Ohne eingeschaltetes Navigationsgerät fahre ich prompt an der Autobahn-Ausfahrt vorbei. Sechszehn Kilometer Umweg bis zur nächsten Ausfahrt. Selber Schuld. Warum habe ich mir eingebildet, ich finde den Weg, wenn ich mich doch überall durch das Leben navigieren lasse?
Oder habe ich verlernt, selber zu navigieren?
Klare Ansagen kann ich doch. In der Familie und auch als Chef in der Firma.
Einen klaren Pfad bräuchte es jetzt noch. Wenn man sich auf gefährliches Terrain begibt, sollte man seinen Weg kennen. Wissen, wo die Gletscherspalten sind. Die Karte im Kopf ist besser, als das Seil in der Hand, oder? Aber zusätzlich das Seil in der Hand, schafft Vertrauen auf dem Gletscher. Alle ziehen am gleichen Seil.
In der Firma haben wir diese klare Ansage gemacht. Wir waren nicht auf dem Gletscher, sondern auf stürmischer See. “Mit allen Kollegen an Bord durch den Sturm segeln”, haben wir als Devise ausgegeben. Auf rauer See ist die Luft nicht dünn. Trotzdem bekomme ich kaum Luft. Der starke Wind macht das Atmen schwer. Alle Kollegen ziehen am gleichen Seil. Je nach Sturmlage müssen Segel gemeinsam eingeholt oder gehisst werden.
Ich bin kein Wissenschaftler. Manchmal verstehe ich ihre Ängste nicht. Ich ignoriere sie nicht, aber sage einfach manchmal nichts. Es ist nicht meine Aufgabe, zu urteilen. Sie vertrauen mir als Kapitän und Navigator. Die Ruhe interpretieren sie als Sicherheit. Gut so.