Promenade des Anglais
Der Franzose sagt „se promener“. Reflexiv, er „spaziert sich“.
Nizza war im Februar noch nicht überfüllt. Dennoch schon 17 bis 20 Grad, leichte Brise.
Überall stehen schon die blauen Stühle. Sie sind noch weitgehend leer.
„Setz dich auf mich“, meine ich sie rufen zu hören. Sie erwarten mich. Jemand wartet auf mich! Ein blauer Stuhl.
Sie bieten mir an, es mir gemütlich zu machen. Komfortabel in der ersten Reihe der „Promenade des Anglais“.
Mit Blick auf das Meer, die Wellen, die Boote, trotz mäßiger Temperaturen sich bräunende Körper am Kieselstrand. Schon sonnengewärmt und eingeölt. Kinderlachen.
Ich sitze dort mit meiner Frau. In der Altstadt haben wir zuvor Pizza geholt.
Dazu einen Cote du Rhône.
Es ist ein bisschen windig und gar nicht mal sooo warm.
Wir teilen uns zu zweit die Pizza – Frutti di mare – die wir direkt aus dem Karton essen.
Für den Wein haben wir nur weiße Pappbecher, aber er schmeckt, wie aus Kristallgläsern.
„Es gibt nichts zu verbessern, nichts was noch besser wär“, rappen die Fanta 4, „als dieser Tag am Meer“.
Der Tag liegt lange zurück, mein Erstgeborener macht unter anderem dort seine ersten Schritte. Jetzt wird er bald siebzehn.
Wie oft wollte ich zurück kehren?
2014, achtzig Tote an diesem wundervollen Ort. Ich war so traurig. Wie kann man das hier tun?
Letztes Jahr war eine Freundin dort. Ob sie sich promeniert hat? Immerhin ist Französin.
Letztes Jahr ist Stefan dort Marathon gelaufen.
Beide waren begeistert!
Plötzlich sitze ich alleine auf dem blauen Stuhl und schaue aufs blaue Meer.
Jemand setzt sich neben mich. Ich schaue noch nicht nach links oder rechts.
Ich lasse mich überraschen.